Waden Brenner
von Vincent Kliem
am 14.06.2021
Start
Kalterer See
🇮🇹 Italien
Ziel
Franzensfeste
🇮🇹 Italien
Strecke
91,51
km

Nach ausgiebigem Frühstück ging es vom Kalterer See über einen wunderschönen, aber knackigen Radweg weiter nach Bozen. Auf dem Schotterweg kassierte Jared seinen zweiten Platten, den wir in Rekordzeit (8:47,13) wechselten. Zufrieden mit unserer Boxenstop-Performance rollten wir hinunter zu Salewa.

Der/die geneigte Leser*in mag sich vielleicht noch an unser Problem mit der gebrochenen Zeltstange erinnern. Nachdem wir bisher erfolglos den Support kontaktiert als auch einen Salewastore aufgesucht hatten, war unsere letzte Hoffnung die Salewa World in Bozen.

Gepäckstück des Tages: Unser Zelt

Insgesamt sind wir wirklich super zufrieden mit unserem Salewa Denali III - Zelt. Es ist schnell aufgebaut, bietet für 3 Personen, die sich gern haben, genug Platz, ist leicht und hat einen fairen Preis. (Wir zahlten etwa 170€).

Flop

Ärgerlich ist aber, dass eine so renommierte Marke wie Salewa keine frei verfügbaren Ersatzteile anbietet. Gerne hätten wir einfach selbst das eine gebrochene Stangenelement gewechselt oder eines als Ersatz mitgenommen. Die Recherche und der Kontakt mit dem Support kosteten auch unnötig Nerven. Leider war auch die erste Begegnung in der Salewa World nicht so vielversprechend: Die Abteilung für Reklamationen öffne erst um 13:30 Uhr und eventuell könne es bis zu zwei Tage dauern. Wir ließen das Gestänge da und suchten uns erst einmal einen Pauseplatz an der Etsch und gönnten uns Pfannkuchen.

Top

Auf einmal ging es dann doch ganz schnell. Noch vor halb 2 erhielt ich einen Anruf, dass das Gestänge bereits repariert war. Zwar kostete die Reparatur 15,50€, wir bekamen aber auch ein Ersatzteil dazu, was sonst nicht zu bekommen ist. Wir sind zumindest wieder sehr optimistisch, dass das Zelt noch lange für sichere und trockene Nächte sorgen wird.

Die erzwungene Rast in der Nähe des Salewastores erregte auch viel Aufmerksamkeit beim Anblick unserer Packesel und den Versuch, Pfannkuchen zu fabrizieren. Viele Radfahrer (von E-Bike-Touren-Fahrer bis Gardasee-München in einem Tag Rennrad-Verrückte war alles dabei) waren neugierig, wohin unsere Reise geht. Dass wir mittlerweile Italien fast durchkreuzt haben, ist auch für uns noch nicht ganz zu fassen. Eine Schweizer Dame war wohl so angetan vom Anblick unserer Pfannkuchen, dass sie mich sogar fragte ob ich Koch sei.

Erleichtert über das reparierte Zelt fuhren wir weiter in Richtung Brixen. Die ersten 20 Kilometer fuhr hauptsächlich ich von vorne, da Jared etwas zu kämpfen hatte. Bei einer Pause lechzte Jared noch nach einer Cola und wir recherchierten, dass der nächste Supermarkt 8km entfernt ist und planten diesen anzusteuern.

Dann passierten nahezu parallel drei Dinge, die so nicht hätten passieren dürfen:

  1. Auf die Frage, ob ich die andere Hälfte vom wertvollen Alnaturariegel haben möchte, verneinte ich, so dass sich Jared den kompletten Riegel gönnte
  2. Mit einer fest verbauten Tretpumpe pumpte Jared seinen morgens gewechselten Schlauch auf knackige 5 bar auf
  3. Jared steckte sich seine Kopfhörer ins Ohr, suchte seinen ABBA-Mix raus und drückte auf Play

Bei Jared brannte jede Sicherung durch. Wie ein Bekloppter jagte er mich mit 25km/h den Fluss rauf(!). Trotz Windschatten hatte ich kaum eine Chance dranzubleiben. Nach gefühlt 10 Minuten erreichten wir den Supermarkt, der die inzwischen von mir(!) sehnlichst erwartete Cola liefern sollte. Jared ballerte dran vorbei. Meine verzweifelten Rufe „JARED, JARED, DER SUPERMARKT!“ verstörten vermutlich das gesamte Tal, blieben aber vom entscheidenden Ohrenpaar ungehört.

In Brixen angekommen hatte der Spuk endlich ein Ende. Völlig ausgelaugt und zitternd setzte ich mich vor den Supermarkt, bewegte mich keinen Zentimeter mehr und rief meine Mama an. Erst die Cola konnte mir wieder etwas Leben einhauchen.

Im Energiesparmodus fuhren wir noch in Richtung Brenner. In diesem absurden Tal bestehend aus alten Bauernhöfen, Autobahn, Stausee und Eisenbahnlinie, fanden wir schließlich einen etwas abgelegenen Spot am Waldran. Ich schlief sofort ein.

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