Zunächst einmal die gute Nachricht: das Zelt hält dicht! Angenehm war die Nacht trotzdem nicht. Immerhin ließ der Regen bis in den Morgen nach und wir konnten unser Hab und Gut soweit ohne zusätzliche Nässe wieder einpacken. Kaum waren unsere Räder wieder auf dem Teer, merkte ich: „Mist, Platten hinten... und das schon so früh.“ Direkt musste also der erste der beiden Ersatzschläuche herhalten und der Wechsel ging auch sehr fix über die Bühne. Schlussendlich waren wir wieder unterwegs. Als der morgendliche Nebel sich verkroch und die ersten Sonnenstrahlen zu spüren waren, hob sich die Stimmung merklich. Beim ersten Stopp auf einem Spielplatz nutzten wir die Gerätschaften direkt, um alles aufzuhängen und trockener zu bekommen und glücklicherweise wurde das „Wäschegerät“ von keinem der Kinder anvisiert, die später auf den Spielplatz kamen. Während Katha und Vincent das Frühstück vorbereiteten, machte ich mich auf den Weg zur Dorfmitte um Wasser bei einem Brunnen zu holen. Leider war der Brunnen an der Kirche bereits versiegt. Zum Glück bemerkte mich ein Anwohner, als ich etwas planlos rumstand und bot direkt seinen Gartenanschluss an, vielen Dank nochmal!
Die Route führte uns ins Altmühltal. Die geringen Höhenmeter und die Aussicht auf eine spontane Kaffeezeit bei meinen alten Freunden aus Amerika-Zeiten trieb unseren Schnitt zwischenzeitlich auf 21 km/h. Je näher wir an die besagte Ortschaft Markt Berolzheim heran radelten, desto größer wurde das Loch im Bauch und die leichte Hoffnung auf eine eventuell doch noch deftige Mahlzeit vorm Kuchen-Zuckerschock wurde mit einem köstlichen veganen Soja-Chili von Tochter Theresa mehr als übertroffen.
Wir wurden sehr herzlich im Gemeindehaus empfangen, wo wir erstmal begannen, alles noch nicht ganz Trockene über jegliche Heizungen zu hängen. Im regen Gespräch mit Myriam, Martin und Theresa fühlte es sich schnell so an, als wäre kaum Zeit vergangen nach der mittlerweile doch fast 7 Jahre zurückliegenden gemeinsamen Zeit. Martin ist nach wie vor ein absoluter Ökopionier und wir waren alle sehr gebannt von seinen Visionen der Agro-Forstwirtschaft. Dabei wird Forstwirtschaft und Landwirtschaft kombiniert, beispielsweise durch Anpflanzung von Walnussbäumen auf Weideflächen. Dadurch lässt sich der Platz optimieren, sowie die Fläche besser schützen gegen rapide Austrocknung. Das erinnerte mich direkt an die Agro-Photovoltaik, die einen ähnlichen Ansatz hat, jedoch mit der Stromgewinnungskomponente. Außerdem fährt die Familie bereits den zweiten Elektrowagen (oder dritten?) und der alt-bekannte Nissan Leaf, den ich bereits 2013 kurz fahren durfte, lebt auch noch, E-Mobilität scheint also auch längerfristig zu funktionieren. Mit Pfarrerin Myriam wussten wir zunächst nicht, mit welch aufgehendem Stern am Influencer Firmament wir es hier zu tun haben. Der anfangs Corona-bedingte Youtube Kanal scheint wohl regelrecht durch die Decke zu gehen und wir sind mehr als gespannt, uns bei der nächsten WLAN Gelegenheit eine Predigt anzuschauen.
Zögerlich und absolut überfuttert schulgen wir das Angebot aus, doch noch im Gemeindesaal zu nächtigen und verabschiedeten uns von den Lettis. Euch nochmal ein herzliches Dankeschön, dass wir euch so spontan überfallen durften. Bis hoffentlich bald wieder!
Die nächsten Kilometer führten uns entlang des Altmühltals Richtung Eichstätt. Die schöne Felsreihe, genannt 12 Apostel‘, ließen es kurz in den Fingern jucken und weckten die Sehnsucht nach der Boulderei. Schließlich wurde es Zeit für die Schlafplatzsuche. Vincent hatte dafür bereits einen Spot im Kopf, der dann aber leider von Vatertagsfeiernden bereits belegt war. Die Gruppe spendierte uns 3 Bier und wies uns den Weg zu einem Schlafplatz unweit auf einem Hügel. Dort angekommen konnten wir bei einem kleinen, aber mühsam erkämpften Lagerfeuer den Abend ausklingen lassen. Gestärkt durch die bereichernden Gespräche und leckerem Essen über den Tag ließ es sich schon deutlich besser schlafen als in der vorigen Nacht.