Lettland!
von Vincent Kliem
am 30.07.2021
Start
Birzai
🇱🇹 Litauen
Ziel
Baldone
🇱🇻 Lettland
Strecke
73,68
km

Am morgen ging es weiter entlang unserer Route in Richtung Riga. Die Landschaft auf der Strecke war nett, aber nicht sonderlich abwechslungsreich. Auch deshalb hieß es heute ordentlich Strecke zu machen. Dass wir die Pausen auch immer wieder dazu nutzten, um nebenbei etwas Olympia zu schauen, merkten wir heute am Ladezustand unserer Akkus. Auf der Suche nach einer Steckdose und etwas zu Futtern, fanden wir in einem kleinen Ort eine Pizzaria, die von beidem zu Genüge hatte.

Gestärkt und mit zwei Strichen mehr auf den Ladeanzeigen der Powerbanks, ging es weiter in Richtung Riga. Am Abend kamen wir in den Ort Birzai. Zum Abendessen - Tomate-Mozzarella und Butterbrote - wollten wir uns noch ein paar Bier gönnen. Leider kamen wir erst um 19:58 Uhr an den Laden. Die Ladenbesitzerin mahnte uns gleich zur Eile, da die Alkoholtheke um 20 Uhr schließe und so griffen wir zum erstbesten vernünftig aussehenden Getränk, wobei wir leider die zehn Kühlschränke mit gekühltem Bier übersahen. Sei‘s drum, das Bier schmeckte nach dem ganzen Tag Fahrradfahren trotzdem super! Wir machten es uns an einem Badesee am Ortsrand gemütlich und bereiteten unser Essen zu. Wir starrten dabei wohl so neidisch auf eine Gruppe junger Menschen, die Beachvolleyball spielten, dass wir auch einige Runden mitspielen durften. Auch wenn wir schon ein bisschen platt vom Fahren waren, mussten wir diese Gelegenheit nutzen. Nachdem wir in den Sommer 2018 und 2019 in Freiburg mehrmals die Woche gebeacht hatten, haben wir wegen Corona seit fast zwei Jahren nicht mehr gespielt. Wir spielten 3 gegen 3. Es machte unglaublich viel Spaß. Nach einigen Runden sah es auch schon wieder einigermaßen ansehnlich aus, was wir da so fabrizierten.

Da der Badestrand aber noch gut besucht war, zogen wir etwa 4 km weiter um den See und fanden einen kleinen Rastplatz, wo wir spät abends unser Zelt aufschlugen.

Am nächsten Morgen hatten wir mit heftigem Wind zu kämpfen. Die ersten 10 km waren vermutlich die langsamsten ebenen Kilometer der ganzen Tour. Glücklicherweise knickte die Route irgendwann nach rechts ab, allerdings hatten wir immer noch starken Seitenwind. Unser Gepäck ist leider nicht nur zusätzliches Gewicht, sondern vergrößert die Querschnittsfläche unseres Fahrzeugs enorm, was man bei Wind deutlich merkt. Besonders fies sind dabei Überholvorgänge von LKWs, bei denen man wirklich aufpassen muss, dass man nicht vom Fahrrad fliegt. Etwas entkräftet erreichten wir die Grenze zu Lettland - immerhin schon das siebte Land der Tour. Hungrig ging es in den ersten Supermarkt 50m hinter der Grenze, was mal wieder dazu führte, dass wir etwas zu ordentlich zulangten. Mit unserer Beute machten wir es uns auf der Flucht vor dem Wind in der Bushaltestelle gemütlich.

Gegen Nachmittag drehte der Wind glücklicherweise ein wenig und so konnten wir teilweise sogar mit Rückenwind gut vorankommen. Wir machten noch eine Pause in einer urigen Kneipe. Das Bier war fantastisch, der Kaffee eher schwer zu genießen. Der Plan war nun morgen den Tag in Riga zu verbringen und deshalb heute noch etwas näher an die Großstadt heranzufahren. So machten wir noch einige Kilometer auf der sehr dicht befahrenen Straße und fanden schließlich etwas abseits im Ort Baldone einen witzig geformten Bushaltestellen-Pilz. Jared kochte fantastische Bratkartoffeln. Ein Festschmaus, den wir uns aufgrund der Gas-intensiven Zubereitung, nicht so oft gönnen.

Ein kleines Stück weiter gab es einen großen Park mit einer Freiluftbühne, die via Google Maps als perfektes Nachtlager auserkoren wurde. Leider war das Gelände abgesperrt. Wir fanden aber angrenzend eine große leere Festivalwiese. Wir fuhren den Hang runter, wo wir etwas Windgeschützt unser Zelt aufschlagen konnten. Inzwischen hatte ich an der Tanke eine neue lettische SIM-Karte besorgt. So konnten wir uns eingekuschelt im Zelt noch die Olympiahighlights des Tages gönnen. Mit Vorfreude auf Riga schlummerten wir schließlich friedlich ein.

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