Radweg Fehlanzeige
von Jared Faißt
am 17.07.2021
Start
Kluki
🇵🇱 Polen
Ziel
Zarnowiec
🇵🇱 Polen
Strecke
67,21
km

Die Nacht war für mich zwar erholsam, aber auch nur dank der aufmerksamen Mitschläfer, die den nichtangekündigten Regen immerhin bemerkten und unser nacktes Innenzelt mit dem Außenzelt überzogen. Ich wachte nur kurz auf, als die beiden bereits die Zeltplane fixiert hatten. Dafür wachte ich am nächsten Morgen früh auf und konnte schonmal Frühstück richten. Kurz später kamen auch die benachbarten belgischen Camper aus ihrem Bus. Die 2 kleinen Töchter hatten uns schnell als Ballspielpartner auserkoren und von der Nummer kamen wir auch nur schwer wieder weg. Daher musste die morgendliche Routine parallel zu Ballholen und Zuwerfen erfolgen und die Bespaßung erfolgte in Schichten. Irgendwann hatten wir alles beisammen und dann war für alle der Spaß vorbei. Die Bälle der Mädels wurden eingepackt, als sie schließlich auch die Reise fortsetzten und wir mussten wieder aufs Rad…. Auf einem in Komoot eingezeichneten Wanderweg durchs Sumpfgebiet. Die Staßenqualität bei einer Umfahrung des Gebiets wäre auch nicht optimal gewesen und so dachten wir kann man die 10km schon irgendwie durchstehen. Es kam aber deutlich härter als gedacht.

Nicht nur die engen, matschigen Radwege stellten sich als Problem heraus. Auch die sehr gut intakte Natur in Form von Mücken und anderen Blutsaugern quälte uns zunehmend. Lustigerweise trafen wir aber genau hier weitere Radreisende. 2 frische Abiturientinnen aus Hannover radeln ebenfalls den EuroVelo 13 entlang bis nach Danzig, um von dort nach Schweden überzusetzen. Wir unterhielten uns eine Weile und so konnte man die Strapazen etwas verdrängen. Nach 20 km zurückgelegt in einem Schnitt unter 10 km/h kamen wir endlich wieder auf Asphalt an.

Moritz‘ Freude über den ersehnten Asphalt

Dort folgten wir dann den guten Straßen Richtung Süden, um den schwer zu befahrenden Küstenabschnitte auszuweichen. Von dort ging es dann weiter nach Westen bis wir den ehemaligen Grenzfluss zu Polen erreichten. Hier tuckerten noch die letzten Kayaks Richtung Ostsee und wir machten es uns schon einmal auf einem der grünen Parkplätze dort am Fluss gemütlich. Nach ausgiebigem Waschen (sowohl wir als auch die Räder) gingen wir schließlich schlafen.

Am nächsten Morgen war ich mal wieder der erste, der das Zelt verließ. Ich setzte mich schon einmal an die Bank auf dem Parkplatz und bereitete Frühstück und Kaffee vor. Moritz kam etwa eine Stunde später herausgekrochen und fragte mich, ob ich seinen Schuh 20m weiter verschleppt hätte. Als dann schließlich auch noch Vincent fragte, warum sein FlipFlop nicht mehr am Zelt lag, war wohl klar, da war ein Fuchs zu Besuch über Nacht! Immerhin waren keine Gegenstände allzuweit verschleppt und so konnten wir ohne Verluste alles zusammenpacken. Während des Frühstücks wollte ich in der Morgensonne noch die Solarplatte auslegen zum Laden. Ich war bereits am Abend verwundert, dass sehr wenig Leistung rauskam aber verschob das Problem auf den heutigen Tag. Leider bestätigte sich das Problem, irgendwas stimmt hier nicht , aber zuerst noch eine kurze Vorstellung der Stromversorgung:

Solarplatte in Action

Gepäckstück des Tages: Solarplatte

Es ist wohl anhand des Blogs zu erahnen, dass wir technisch gesehen nicht gerade ‚wild‘ unterwegs sind. Wir haben schließlich 3 Stirnlampen, ein Fotoapparat, eine GoPro, eine Drohne, 3 iPhones und ein iPad dabei und alle sind sehr durstig nach Elektrizität. Daher haben wir eine faltbare Solarplatte dabei in Kombination mit 2 Powerbanks (gesamt: 40.000 mAh). Das kleine Kraftwerk ist von der Marke Suaoki und kann nominell 21W Output geben mit 2 USB Slots (realistisch im Idealfall 15W). Das reicht super, um die Powerbanks sogar per QuickCharge zu laden. Ideal ist die Platte vor allem auch in Kombination mit den Fahrradtaschen. Die Rollverschlüsse meiner Hintertaschen eignen sich super um die Solarplatte darin einzuklemmen. So kann ganz bequem tagsüber geladen werden.

Und nun zurück zum Problem: Ich vermutete bereits einen Kabelriss irgendwo in der Verschaltung, schließlich änderte sich die Leistung kaum, wenn ich die hinteren beiden Solarplatten abdeckte. Es blieb also nichts anderes übrig als den Stoff aufzuschneiden und nachzusehen. Tatsächlich war ein Kabel an der Knickstelle gerissen (es war wohl auch nicht auf Langlebigkeit ausgelegt). Wir nahmen mal wieder eines unserer defekten iPhone Ladekabel zu Hand, um eine Kabelader abzuisolieren und als kleine elektrische Brücke mithilfe von Klebeband zu nutzen. Nun funktionierte das Gerät wieder wie gewohnt, sieht aber jetzt etwas zerfleddert aus und muss vermutlich mal noch beim nächsten Baumarktbesuch überarbeitet werden.

Um Punkt 9 kam dann die Flut von Kayaks und mit ihnen die Touristen über uns herein. In Windeseile packten wir unser Zeug zusammen und brachen auf Richtung Danzig. Der Wind war heute anfangs optimal und trieb uns bis zur Bucht vor Danzig. Dort ging es dann Richtung Süden, zuerst durch Gdynia, wo wir noch eine leckere Pizza verspeisten und schließlich weiter nach Danzig, wo wir unser Schlafquartier im Hostel La Guitarra bezogen.

Hafen von Gdynia

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