Wieder zu Dritt
von Jared Faißt
am 18.06.2021
Start
Mühldorf
🇩🇪 Deutschland
Ziel
Kirchdorf am Inn
🇩🇪 Deutschland
Strecke
50,77
km

Aufgeweckt von der bayerischen Sonne, die auch früh morgens schon beeindruckende (oder beängstigende?) Kraft hatte, startete mein erster Fahrrad-Tag. Als Neueinsteiger war mir die schwere Wahl eines passenden Schlafplatzes dankenswerterweise abgenommen worden - natürlich in der kuscheligen Mitte! Während wir uns noch in unseren Schlafsäcken hin und her drehten richtete Luca, der sich wohl seinen Titel als „Mitarbeiter des Monats“ endgültig sichern wollte, bereits ein köstliches Frühstück mit frischem Kaffee her.

Beim Zusammenpacken wurde mir klar, dass Jared und Vincent bereits ein paar Tage unterwegs waren. Routiniert und in professionelles Schweigen gehüllt, wurde für jedes Teil eine passende Tasche gefunden und somit das totale Chaos in einen transportablen Zustand gebracht.

Nach der Verabschiedung von Luca und seiner noch nicht ganz ausgewachsenen Kamera machten wir uns daran, den Inn entlang zu rollen. Dank Fahrtwind war es trotz bereits fast 30 Grad recht angenehm und die dicke Schicht Sonnencreme (Lichtschutzfaktor 50 natürlich) sollte uns auch vor der kurzwelligeren Strahlung gut schützen.

Da Jareds inneres Kraftwerk Probleme mit der Logistik hatte, kamen wir an diesem Tag nicht besonders weit voran und verbrachten recht viel Zeit an einem schönen Badesee.

Ein paar Kilometer und einen Badesee weiter trafen wir auf einen (nach eigenen Angaben) ehemaligen Spieler der dritten Mannschaft des SC Freiburg, der die eine oder andere Story über seine Vergangenheit mit Jogi Löw zum Besten gab.

Am Abend, bereits auf der Suche nach einem Spot für unser Zelt, hatten wir noch das Glück, eine sympathische Biberfamilie kennen zu dürfen.

Da mein Vater im Naturschutz arbeitet und dabei speziell im Bibermanagement tätig ist, haben wir ihn um einen kleinen Gastbeitrag gebeten:

Gastbeitrag: Biber

Der Sommer ist für die Biberfamilie eine Zeit großer Aktivität. Nachdem die Familie den Winter gemeinsam im Bau verbracht hat, sind jetzt die Elterntiere und die Einjährigen reichlich mit Fressen, Dammbau, Reparaturarbeiten and der Burg und mit ihrem Familienleben beschäftigt. Wo sie ungestört sind, sind sie auch gerne am Tag zugange. Die Zweijährigen Tiere haben im Frühjahr die Familie verlassen um eine eigene Familie zu begründen. Sie machen dem Bibernachwuchs Platz, der etwa im April voll behaart und sehend das Licht der Welt erblickt. Nachdem die Jungbiber etwa drei Monate gestillt wurden, begleiten sie im Sommer ihre Eltern und Geschwister das erste mal in die Welt außerhalb des Baus. Hier gibts es viel für sie zu lernen und zu entdecken.

Um den Tieren ihre Ruhe zu lassen, haben wir unser Lager dann doch einige hundert Meter weiter an einem kleinen See aufgeschlagen.

Am nächsten Morgen war Jareds Import-Export-Problem leider noch nicht gelöst, weshalb wir weiter in gemächlichem Tempo und mit einigen Unterbrechungen am Inn entlang rollten.

Nach einem kurzen Abstecher nach Österreich machten wir uns auf der deutschen Seite recht früh auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Wir mussten lernen, dass Seen und Wiesen zwar nah und doch sehr fern sein können. Auf die Frage, wo ein Plätzchen zum Zelten zu finden sei, wusste ein älterer Bayer inmitten eines (bzw. seines) Sees (umringt von einer mehrere Hektar großen Wiese) leider nur zu sagen: „Dos hier isch privot!“.

Ein paar Kilometer später wurden wir mit einem wunderschönen Spot direkt am Inn entschädigt. Dort konnten wir uns im erfrischend kalten Wasser abkühlen. Dank der hervorragenden österreichischen LTE Netze gönnten wir uns am Abend noch das deutsche EM-Spiel und freuten uns nicht nur über den Sieg, sondern auch über Vincents gutes Händchen bei unserem Wettspiel.*

Jared hatte nach wie vor Probleme mit dem Rohstoffmanagement und dementsprechend gingen wir mit gemischten Gefühlen ins Zelt.

*Glücksspiel kann süchtig machen.

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