Mörderanstieg
von Katharina Eberle
am 07.06.2021
Start
Florenz
🇮🇹 Italien
Ziel
Poggio di Chiusoli
🇮🇹 Italien
Strecke
52,02
km

Am Morgen hatten wir erstmal Sorge, ob das Frühstück im Hotel, welches inklusive war, uns satt machen würde. Denn das gewohnte morgendliche Porridge ist rein vom Energiegehalt her fast nicht zu übertreffen. Zum Glück gab es ein Buffet und deshalb konnten wir uns mehrere Gänge ganz nach Gusto holen. Zuerst 2 Croissants, dann Müsli mit Banane und Joghurt und dann noch Käsetoast mit Ei. Reicht fürs Erste. Der Checkout um 11 wurde natürlich bis kurz vor knapp ausgereizt und so saßen wir lange gemütlich beim Frühstück und hatten Zeit, mal wieder ein paar Blogartikel in die Wege zu leiten. Um 10:59 Uhr verließen wir das Hotel und starteten beim nächsten Brunnen eine Fahrradwaschaktion. Eine alte Frau war gar nicht begeistert von dem dabei entstehenden Wasserverbrauch und da sie gar keine Ruhe geben wollte und immer davon geredet hat, dass die Gemeinde den Wasserverbrauch zahlen muss, wurde meine Kette leider nur so halb gewaschen. Darüber war ich in dem Moment gar nicht glücklich.

Vincent optimistisch, dass das Wetter hält

Da das Frühstück zu diesem Zeitpunkt schon verstoffwechselt war, wurden vor Ort noch Nudeln mit Pesto verdrückt und vor dem Anstieg, der uns bevorstand, mussten wir noch eine Cappuchinopause einlegen. Vielleicht wollten wir auch nur den Anstieg hinauszögern… man weiß es nicht. Es ging nämlich auf über 900m über Meereshöhe hoch und wir befanden uns gerade mal auf 70m über Null. Wir bewaffneten uns mit drei großen Coladosen, Riegeln und Gummibärchen, um der Herausforderung gewachsen zu sein. Kurz nachdem der Anstieg losging, griffen wir zu der viel wichtigeren Motivationsstrategie, um sportliche Bestleistung erbringen zu können: die passende Musik. Jared und Vincent fuhren am Anfang 50m vor mir und ich merkte schnell, dass ich mich lieber ein bisschen zurückfallen lasse und in meinem Tempo fahre, um Kraftreserven aufzuheben. Deshalb freute ich mich wie Schnitzel, als Jared sich etwas zurückfallen ließ, um mit mir langsam den Berg hochzufahren. Im passenden Moment, als ich ihn eingeholt hatte, drückte Jared auf Play und hatte schon die richtige Musik herausgekramt:

079 von Lo & Leduc

Ein sehr zu empfehlender Song. So oft hat er uns schon in Momenten der Kraftlosigkeit Berge hinaufgezogen. Danach wurde das ganze Repertoire ausgepackt. Hier angegeben nach Häufigkeit der Wiedergabe:

Alle Songs wurden in einer frei gewählten Tonart mitgegröhlt, solange der Text bekannt war. Die weiteren Stellen wurden ausgelassen. Allen Menschen, die ihre Langzeitausdauer verbessern wollen, sei das Anlegen einer passenden Playlist ans Herz gelegt.

Einschub Vincent:

Auch ich schleppte mich den Berg hinauf. Wollte ich mal in unberührter Natur die Landschaft und Aussicht genießen, blühte mir aber folgendes Naturschauspiel (Ton an!):

Auf dem Weg nach oben trafen wir noch einen gigantischen Käfer, ansonsten genossen wir hauptsächlich die fabelhafte Aussicht über die bewaldeten Berge.

Oben angekommen schlugen wir das Zelt an einem schönen Naturrastplatz mit Sitzbank und -tisch und einem Fluss auf. Zum Glück konnten wir uns darin noch waschen, denn sonst wäre die Luft im Zelt kritisch geworden. Jared ging wie ein echter Profi voraus ins Wasser gewappnet mit unserer Naturseife und Handtuch. Der Plan war klar: erstmal mit den Füßen ins Wasser, um sich an die Temperatur zu gewöhnen. Nach ca. 20 Sekunden rettete sich Jared ans andere Ufer, um seine schon halb abgestorbenen Füße ins Warme zu bringen. Es ist halt doch ein Gebirgsbach und der ist kalt. Da gewöhnt man sich nicht dran, auch wenn man ein paar Minuten drinsteht. Beim zweiten Anlauf schaffte es Jared, sich ganz schnell einzuseifen und sich einmal für ein paar Sekunden ins Wasser zu legen, um alles abzuwaschen. Und so konnten wir frisch geduscht das Essen genießen und ein paar Runden Skat spielen, bis das Bellen eines Hundes, welches aus dem dunklen Wald kam, uns innerhalb von Sekunden in unser Zelt brachte. Zuerst wollten wir uns gar nicht mehr aus dem Zelt bewegen an diesem Abend, dann fanden wir die SD-Karte, die all unsere Kamerabilder enthält, nicht mehr. Vincent stellte noch an diesem Abend erfolglos sein komplettes Gepäck auf den Kopf und fand die Karte nicht... - mehr dazu im morgigen Post!

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