In Rom gibt es am Rande des Vatikans einen kleinen Friedhof den Campo Santo Teutonico. Um Eintreten zu dürfen, muss man beim wachenden Schweizer Gardisten in deutscher Sprache den Zugang begehren.
Am morgen merkten wir aber schnell, dass die eigentliche deutsche Exklave auf römischem Stadtgebiet Roma Camping in Town heißt. Spätestens als ein „Bonn dschorno, spreeechen Siiiie deeutsch!?“ über den Campingplatz schallte, ahnten wir, wo wir hier gelandet waren.
Nach Wochen ohne Tourismus im Süden Italiens - wir sahen insgesamt bisher vielleicht zehn Autos mit deutschen Nummerschildern - war das noch etwas ungewohnt: Handtücher auf den Poolliegen, Mülltrennung, fragwürdige Schuhwerk-Socken-Entscheidungen und natürlich die deutscheste aller deutschen Tugenden im Ausland: Das kritische Beäugen der anderen deutschen Urlauber, dem wir uns offensichtlich auch nicht entziehen konnten.
Wir kamen gestern spätabends am Campingplatz an und waren nicht mehr wirklich in der Lage zu kochen, also beschlossen wir Pizza zu essen. Da die Pizzaria auf dem Campingplatz schon sehr bald schloss, fuhr ich zur nächstgelegenen Pizzeria um Pizza zu holen. Ich fand eine wunderschöne kleine Pizzaria in einer Nebenstraße. Eigentlich bestand der Laden nur aus einem gigantischen Holzofen und einer kleinen Theke. Ich war total gerührt von der Hingabe und Liebe mit der der Ladenbesitzer unsere Pizzen zubereitete und die Technik mit der er die Pizzen in zwei Meter tiefe hinten im Ofen drehte. Er schenkte uns zur Bestellung noch ein weiteres Bier und half mir meinen Gepäckträger mit den Pizzen zu beladen.
Die Pizza schmeckte FANTASTISCH!
Am nächsten morgen ging es mit der Metro ab in die Innenstadt. Da ich in den letzten zehn Jahren häufig mit einer Pilgergruppe in Rom war und auch einmal mit meinem alten Lateinlehrer Siggi Hutzel auf Studienfahrt mit der Schule, wollte ich in etwa die Tour machen, auf die er uns damals umher geführt hat.
Wir starteten in der kleinen Kirche San Carlo alle Quattro Fontane, eine winzige Kirche von Borromini, die aber mit einfachen Mitteln gebaut ist und Dank aller möglichen Tricks deutlich größer wirkt. Wir lasen einiges über den Wettstreit der Rivalen Borromini und Bernini, der besonders unterhaltsam am Piazza Navona zu bemerken ist: zumindest haben die Figuren auf dem Vierströmebrunnen von Bernini eine deutliche Meinung zu der Fasade der angrenzenden Kirche - natürlich von Borromini (siehe Foto).
Weiter ging es über den Trevibrunnen - noch nie so leer erlebt - zum Pantheon. Als ich gerade wieder kläglich versuchte mit meinem Halbwissen mir etwas über die Geschichte des Pantheons zusammen zu dichten, trafen wir meinen alten Lateinlehrer mitten im Pantheon. Was für ein Zufall! Ich wusste zwar zufällig, dass er gerade in Italien im Urlaub war, aber dass er gerade heute in Rom und gerade jetzt im Pantheon war... Die Wiedersehensfreude war groß. Anschließend wurde ich aber erst einmal zur Abfrage ans Grab von Raffael gezerrt. An der Inschrift scheiterte ich aber - trotz Lateinabi - kläglich. Siggi lud uns zu seiner Familie ins Urlaubsquartier nach Montefiascone ein. Wir freuten uns schon riesig!
Wir nutzten noch das weitestgehend touristenfreie Rom und tranken einen (sehr starken) Aperol Spritz auf der Engelsburg und spazierten in Richtung Vatikan, wo wir (ohne Schlange!!!) den Petersdom besichtigten. Wir waren natürlich erschlagen von der Größe dieser Kirche - ein Pfeiler ist größer als die komplette Kirche San Carlo, aber auch etwas angeekelt wie pervers diese Kirche ist. Da schäme ich mich fast ein bisschen katholisch zu sein.
Wir ließen den Abend auf dem Campingplatz mit Lachsnudeln und Wein ausklingen und gingen früh schlafen.