So langsam gewöhnen wir uns an die Nächte am Strand und heute kamen wir auch recht gut frühzeitig aus den Federn, mitunter geschuldet dem Blasendruck dank des spendierten Prosecco am vorigen Tag. Die schlechte Überraschung kam, als Vincent mich bat, den Druckminderer unseres überragenden Primus Kochers zu öffnen. Mein Optimismus, diesen mit gesparter Griffkraft kurz aufzuzwingen war aber schnell verflogen. Irgendwann drehte der Plastikknopf durch, ohne dass die eigentliche Gewindestange sich mitdrehte. Auch die Wasserpumpenzange eines netten Arbeiters neben unserem Schlafplatz half nichts. Es muss wohl leider Sand reingeraten sein. Enttäuscht wurde dann erstmal mit dem Aufschraubkocher das Frühstück gerichtet, während bereits über Lösungen nachgedacht wurde. Schließlich braucht der Aufschraubkocher gefühlt die doppelte Zeit, um das Wasser zum Kochen zu bringen. Als wir auch mit Google keine Primus Händler oder Outdoorsportgeschäfte fanden, beschlossen wir erstmal loszufahren. Los ging’s zuerst mit einem knackigen Anstieg zurück auf die Küstenstraße. Dort erwartete uns ein absolutes Traumpanorama. Da es Sonntag ist, waren auch massig Rennradfahrer unterwegs, die uns oft johlend zugewunken haben. Einer hat sogar kurzzeitig Helfer-Fahrer für Katha am Anstieg gemacht, um ihr wieder den Anschluss zu geben. Dazu aber noch eine genauere Erklärung:
Anfangs haben Vincent und ich regelmäßig einen Abstand auf Kate am Anstieg rausgefahren, unter anderem auch weil wir einen nicht ganz so geschmeidig kleinen 1. Gang besitzen bei unseren Rädern. In letzter Zeit sind die Pausen, die wir uns beim Warten auf Katha gönnen konnten immer kürzer geworden. Was uns aber noch viel fertiger macht, ist dass Katha absolut keine Miene verzieht, während sie die Berge hochstolziert. Bei Vincent und mir hingegen läuft regenduschenartig der Schweiß von den Haaren und wir krächzen und jammern um die Wette. Umso erleichterter waren wir, als wir doch mal ein leises „Puh“ von Katha vernehmen konnten beim heutigen Anstieg auf 530m. Dort liegt das Städtchen San Giovanni a Piro, wo wir uns mal wieder Cappuchini bei ein paar Runden Skat gönnten. Insgesamt sind wir aber alle recht erstaunt, wie wir die Höhenmeter mittlerweile wegstecken können. Die heutige Etappe forderte mal wieder knapp über 1000 Höhenmeter von uns ab, aber wir fühlen uns schon deutlich besser als nach Etappe 2 in Italien.
Die Abfahrt hinter San Giovanni a Piro war ein einziger Traum. Die Straße schlängelte sich in Serpentinen wieder runter ans Meer. Diese Abfahrt wurde auch versucht mit der Drohne mitzufilmen (Footage dazu gibts sobald wir mal wieder an WLAN kommen, das Aldi Paket M ist uns dafür zu heilig ;-) .
Als wir wieder am Meer ankamen machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Wir suchten auch nach Campingplätzen, unter anderem weil Waschen dringend nötig wird und wir die Hoffnung haben, dort Gaskartuschen erwerben zu können. Das Problem ist jedoch, dass die meisten hier immer noch geschlossen sind. Daher wurde mal wieder der Strand abgecheckt an einer Stelle, an der sich die Hauptstraße wieder etwas davon entfernt. Der eigentlich sehr touristische Strand mit vereinzelten Bars an der Playa und Liegegelegenheiten entpuppte sich wiedermal als ein gefundener Schatz. Nur der Besitzer einer kleinen Strandbar hier war anzutreffen. Ich zeigte ihm unseren mittlerweile vorgefertigten Text, in dem wir auf italienisch nach einer Schlafgelegenheit fragen und ob es in Ordnung ist, hier am Strand zu nächtigen. Etwas getrieben überflog er schnell den Text und meinte nur mit einer Geste: Si, no problemo. Ich fragte ihn noch kurz nach Aqua, woraufhin er nochmal den Wasserhahn für uns öffnete und wir genügend Wasser zapfen konnten zum kochen und waschen. Der Barbesitzer spendierte uns dann sogar noch 2 gekühlte Wasserflaschen aus der Bar und einen Eistee. Wir stürzten uns aber zuerst mit unseren verschwitzten Körpern - wahrscheinlich salziger als das Meer selbst - ins Wasser und feierten diese geniale Location.
Anschließend wurden die Pflichten übernommen. Während Vincent in einem Aufblasplanschbecken, das wir hier unter der Strandbar fanden, die Wäsche bestmöglich säuberte, spannte Katha bereits die Trockenleine und ich kümmerte mich ums essen. Daher hier mein
Rezept des Tages: Pasta Pesto al knacko
Zutaten:
- 500 g Pasta
- Schlechter Aufschraubkocher
- Ungefähr 5% übriges Gas in der Kartusche
- Möglichst wenig Wasser, das alle Nudeln bedeckt
Zubereitung:
Die Kochflamme unter dem Topf möglichst gut isolieren mit Alufolie oder ähnlichem, um die Wärmetransfereffizienz zu erhöhen. Das Nudelwasser damit langsam erwärmen. Die langsam versiegende Flamme des Kochers, aufgrund der sich neigenden Gasmenge, weit vor dem Siedepunkt des Nudelwassers, gibt den spätesten Zeitpunkt an, um die Nudeln schnell ins Wasser zu werfen. Wenn die Flamme schließlich erlischt, kann der Topf auf einen Untersetzer gestellt werden und nun heißt es: Geduld! Wenn der Hunger zu groß wird, das lauwarme Nudelwasser abkippen und die leicht eingeweichten Nudeln mit einem Glas Pesto verrühren. Serviert werden muss nicht, 3 Plastikgabeln aus’m gleichen Topf reichen aus. Es sollte an ausreichend Trinkwasser gedacht werden, um das Essen auch gut runterzubekommen.
Guten Appetit!!
Rezensionen zu diesem Rezept waren leider nicht so gut von meinen Mitstreitern, aber wir müssen uns jetzt wohl etwas gedulden, bis wir an Gaskartuschen kommen. Der nächste Decathlon ist noch 110 km entfernt. Wir freuen uns daher umso mehr, dass mein Onkel Hansi uns ein Essen im Restaurant spendieren möchte, dem wir morgen hoffentlich nachgehen werden.