Zug in die Zehenspitzen
von Katharina Eberle
am 17.05.2021
Start
Villa San Giovanni
🇮🇹 Italien
Ziel
Monte Sant‘Elia
🇮🇹 Italien
Strecke
34,89
km

Da wir mit dem Zug spät in Sapri angekommen sind, haben wir uns eine Unterkunft für die Nacht gebucht. Und das war goldwert. Noch schnell Nudeln mit Pesto gezaubert, geduscht und zwei Waschmaschinen hintereinander laufen lassen und schon waren wir wieder einsatzbereit.

In der Früh ging es weiter mit dem Zug in die Zehenspitze von Italien - Villa San Giovanni. Die Zugfahrt wurde wie immer genutzt, um ausgiebig Skat zu spielen. Der Punktestand fuhr dabei punktuell eine rasante Abfahrt nach unten.

Nach diesen zwei Tagen Zugfahren freuten wir uns umso mehr darauf, uns wieder in die Sättel zu schwingen und loszulegen. Nach ein paar Kilometern mussten wir dann doch anhalten, um die erste Badepause einzulegen, wobei sich die einen schneller und die anderen zögerlicher ins Wasser wagten (siehe Fotos).

Obwohl die Straße, auf der wir fuhren, immer in Küstennähe entlangführt, darf man die Höhenmeter nicht unterschätzen. Die Anstiege waren teilweise sehr anstrengend, die Abfahrt mit dem schönen Ausblick auf die Küste, das Meer und Sizilien konnten wir dafür sehr genießen.

Wunderschöne Küstenstraße bei Scilla
Francesca zeigt uns die wunderschöne Aussicht auf Ätna und Stromboli

Nach einem besonders knackigen Anstieg beschlossen wir, für das Abendessen einzukaufen und uns bald einen Schlafplatz zu suchen und lernten dabei Francesca kennen. Wir sprechen kein Italienisch - und sie kein Deutsch oder Englisch. Die Kommunikation funktionierte trotzdem irgendwie und bei dem ganzen hin und her gestikuliere verstanden beide Seiten sehr wenig und lobten nur ab und zu die „Bella Vista“ auf Sizilien. Einmal zu oft „si“ gesagt, und schon befanden wir uns im Schlepptau eines kleinen blauen Fiats, in ihm Francesca. Am Anfang waren wir wenig begeistert, weil sie uns erstmal den Berg hinaufjagte, obwohl es laut Komoot (unsere Navigationsapp) für uns nun wieder bergab gehen sollte. Wir fuhren ihr trotzdem hinterher und oben angekommen merkten wir, dass es sich gelohnt hat.

Wir kamen an einem Platz an, von dem aus man einen gigantischen Blick über die Vulkaninseln, Sizilien und das Meer hatte. Nachdem sie uns etwas die Inseln gezeigt hatte, meinte Francesca, dass sie mal wieder arbeiten gehen musste und verabschiedete sich. Wir genossen den ganzen Abend die Aussicht und kochten uns ein leckeres Risotto. Dafür hatten wir bei Francesca einen sehr dünn aussehenden Spargel eingekauft. Ein offiziell aussehender Italiener beobachtete uns längere Zeit beim Kochen, sodass wir uns schon Sorgen machten, dass kochen mit dem Gaskocher am Aussichtspukt möglicherweise nicht erwünscht war. Nachdem Vincent ihn schon „Creepy man“ getauft hatte, kam er näher und stellte sich als Chefkoch heraus. Er gab uns zu verstehen, dass es wohl nicht unerwünscht war, DASS wir kochen, sonder vielmehr unerwünscht ist, WIE wir kochen. Er empfahl uns, mehr Wein zum Spargel zu gießen und gab uns ganz energisch ein Stoppzeichen, als es genug war. Die anderen sehr lieb gemeinten Ratschläge verstanden wir eher weniger und was an dem Spargel „amaro“ sein sollte, wussten wir auch nicht. Spargelrisotto, ist doch ein klasse Essen... Später verstanden wir, was er uns die ganze Zeit sagen wollte. Der Spargel schmeckte nämlich nicht nach Spargel, sondern sehr bitter. Aus der Google-Recherche erfuhren wir später, dass es sich dabei um Vulkanspargel gehandelt hat, der verwandt mit Chicorée ist und wertvolle Bitterstoffe enthält. Das erklärte einiges..

Den restlichen Wein, der vom Kochen übriggeblieben war, genossen wir noch zum Sonnenuntergang und ließen den Abend mit Vincents Gitarrenkünsten ausklingen.

Nach Sonnenungang. Der Schatten rechts unten ist Stromboli.

Bei der schönen Aussicht vergaßen wir vollkommen, uns einen Schlafplatz zu suchen und stellten fest, dass das im Dunkeln gar nicht so einfach ist. Die erste Wiese am Aussichtspunkt war voller Dornen und der öffentliche Platz war zu leicht einsehbar. Außerdem fuhren kurz nachdem wir am Platz angekommen waren die Carabineri vorbei und nachdem es coronabedingt eine Ausgangssperre um 22 Uhr gibt, fuhren wir noch ein Stück die Straße weiter und begutachteten einen Wald. Unglücklicherweise bemerkten uns ein paar Hunde und bellten um ihr Leben, sodass wir doch wieder zum Platz zurückfuhren. Dort angekommen bemerkten uns die dort lebenden Hunde und gaben gar keine Ruhe. Zum Glück fuhren wir noch eine andere Straße weiter, bei der es auf Google Maps so aussah, als könnte es vielversprechend werden. Dort fanden wir dann eine geeignete Stelle, um unser Zelt aufzuschlagen und verbrachten eine sehr angenehme Nacht.

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