Nachdem wir uns jetzt von Berlin bis an die Ostseeküste vorgeradelt haben, geht es jetzt entlang dieser durch Polen. Das weckt einige schöne Erinnerungen und Urlaubsgefühle bei mir, denn als Kind waren wir jahrelang mit der ganzen (polnisch stämmigen) Großfamilie im kleinen Küstenort Dźwirzyno im Urlaub. Gut kann ich mich noch erinnern, wie wir morgens um 4 Uhr mit dem Auto in Würzburg aufbrachen und über Berlin bis nach Polen fuhren. Dass man irgendwann nach Polen kam, merkte man vor allem am rhythmischen Klappern des Autos auf den aus einzelnen Betonplatten bestehenden Straßen. Auch wenn wir uns sehr auf die polnische Küste freuten, waren wir vorsichtig optimistisch was die Ausbaustufe der polnischen Radwege anging.
So fuhren wir auf Usedom über die deutsch-polnische Grenze und auf einmal: wunderbare Radwege, gut asphaltierte Straßen, ausgeschilderte Fernradwege…
Spätestens als wir auf der Fähre durch den Swinemünder Hafen auf die Frage, was es denn kosten würde, die Antwort bekamen „It‘s free“, war der erste Eindruck perfekt. Doch auch wenn sich vieles getan hat in den letzten 20 Jahren, erinnerte mich vieles an die Urlaube hier: Die Kettcars, die Airhockey-Tische und die Ramschläden an jeder Ecke in den Urlaubsorten gibt es noch. Wir fuhren durch den Nationalpark Wolin und in den Ort Wiselka, wo wir spontan eine wunderbare Pension mit Garten fanden, wo wir unsere Akkus und die unserer Geräte aufladen konnten.
Am nächsten morgen ging es weiter an der Ostseeküste entlang. Nach wenigen Kilometern trafen wir eine nette Gruppe Schweizer, mit denen wir ins Gespräch kamen und einige Kilometer gemeinsam fuhren. Für Sie ging die Route von Hamburg aus bis nach Tallin. Das absolute Highlight ihrer Ausrüstung war die auf den Gepäckträger gespannte Angel, ideal für den Ostseeradweg. Warum hatten wir diese Idee nicht?
Wir tauschten Handynummern aus und verabschiedeten uns mit der Gewissheit, dass wir uns bestimmt auf dem Weg noch einmal begegnen werden. Bei einer ausgiebigen Käsebrotpause trainierten wir auf dem Schotterweg vor unserer Bank den Frisbee-Skip-Shot. Dabei stellt der Werfer die Frisbee unter einem bestimmten Winkel an. Die Frisbee springt dadurch vom Boden wieder hoch. Der Fänger läuft von seiner Ausgangsposition 20 Meter und sucht die Frisbee im Gebüsch… naja, wir üben noch!
Nach der Pause und dem verzweifelten Versuch das Schrumpfen unserer Armmuskulatur durch Frisbeesport zu verlangsamen, kamen wir in ein furchtbares Unwetter. Da wir mit dem Anziehen der Regenmontur zu zögerlich waren und eh alles nass war, hielt uns nichts mehr davon ab einfach durch den Regen und das Gewitter durchzuballern. Auf unserem Weg waren eh schon alle Schutzhütten, die es übrigens in Polen entlang der Radwege zu Hauf gibt, mit flüchtenden Radler*innen besetzt.
Nach einer guten Stunde verzog sich das Unwetter und wir suchten uns einen Platz auf den Dünen zum pausieren und baden.
Schließlich kamen wir nach Dźwirzyno. Zuletzt war ich hier vor etwa 15 Jahren und so viel hatte sich garnicht verändert. Am Hafen gönnten wir uns sehr leckeren geräucherten Fisch. Anschließend mogelte ich mich vorbei am Pförtner auf die Ferienanlage, auf der wir früher Jahr für Jahr im Urlaub waren. Es hatte sich absolut garnichts verändert, nur das alles tatsächlich viel, viel kleiner war, als in meiner Erinnerung. Das „riesengroße Basketballfeld“ hatte nicht einmal annähernd Normalgröße und unser altes Ferienhaus war eher eine kleine Hütte.
Am Gofrystand vor der Anlage gönnten wir uns noch leckere Waffeln und fuhren noch ein Stückchen weiter, bis wir ein abgelegenes Stückchen Strand fanden, an dem wir unser Zelt aufschlagen konnten.