Am vorigen Tag hatten wir einen idealen Schlafspot gefunden. 5 überdachte Bänke, eine gemähte Wiese und ein Bach im anliegenden Wald waren ideal. Ich wachte an diesem Tag als erster auf. Das Zelt war nur mal wieder ausgerechnet so platziert, das kein Baum uns Schatten vor den frühen Sonnenstrahlen spenden würde. Meine 2 Zeltgemeinschaftmitbewohner hatten zwar auch sichtlich zu kämpfen und wälzten sich von der Sonnenseite weg, schienen aber weiterschlafen zu können. Ich schlich mich schon mal aus dem Zelt und platzierte ein Fahrrad als Schattenspender für die zwei bevor ich dann Kaffee aufsetzte. Schließlich gab es heute was zu feiern: Moritz macht als letzter nun auch das Viertel Jahrhundert voll!! Und so durfte Moritz mit Kaffee und zu meinen Klängen von Happy Birthday untermalt mit Gitarre und Vincents verschlafener Stimme aufwachen… es muss ein Traum gewesen sein :-D
Wir frühstückten anschließend ausgiebig auf eines der tollen Bänke und machten uns dann auf. Wir kamen jedoch nicht weit. Keinen Kilometer später sahen wir einen Tennisplatz auf der linken Seite direkt neben einem Hotel/Restaurant artigem Komplex. Am Zaun war ein Schild angebracht, dessen Bedeutung wir uns dann zusammengereimt haben: 1 Stunde: 150 Kronen (6 Euro), wie gerufen für unser Geburtstagskind und Tennisspieler. Die freundliche Kellnerin meinte zwar zuerst, dies wäre den Hotelgästen vorbehalten aber nach kurzem Abklären durften wir dann doch auf den abenteuerlichen Tennisplatz. Diese Art von Belag hatten wir alle noch nirgends gesehen, es waren Kunsstoffklickelemente, auf denen der Ball sehr unterschiedlich sprang. Die Schläger waren ebenfalls abenteuerlich und so kamen tatsächlich Vincent und ich als Tennis-Amateure deutlich besser zurecht als Moritz, der sicher nur Creme de la Creme Schläger und Sandplatz gewohnt ist ;-) Nach ein paar Spielen hatte schließlich auch Moritz den Dreh raus und so waren wir immer chancenloser. Am Ende hieß es dann
Moritz - Jared: 6:2, 6:0
Jared - Vincent: 6:0, 6:1
Vincent - Moritz: 1:6, 1:6
Wir genehmigten uns anschließend noch Dampfnudeln im anliegenden Restaurant und radelten schließlich mal richtig los. Die Etappe hatte es auch ordentlich in sich. Die Hügeligkeit wurde im Vergleich zu den Vortagen nochmal gesteigert und so befanden wir uns auf ständigem Durchschalten zwischen 1. und 11. Gang (zumindest bei mir). Nach einer langen Abfahrt hinunter zur Moldau führte die Route uns auch schnurstracks wieder bergauf. Hierbei erspähte Vincent eine mögliche Abkürzung entlang eines Wanderwegs, um Höhenmeter zu sparen. Der Wanderweg sah auch anfangs noch vernünftig aus, wurde dann aber immer abenteuerlicher. Irgendwann mussten wir dann auch die Räder zu zweit durch schwierige Passagen manövrieren.
Zurück auf der Straße passierten wir einen weiteren Moldau-Staudamm. Es war mittlerweile recht spät und wir hatten auch nichts mehr zu essen. Wir schauten uns den Campingplatz am See dahinter an. Dort sah es so aus als hätte das Bistro noch geöffnet, jedoch schaute das Gastgeberpaar hier nur das Kroatien-Spanien Spiel in der Verlängerung. Nach dem die beiden kurz diskutierten, boten sie uns doch noch eine Pizza an. Wir wurden dann jedoch zeitig auch wieder rausgeworfen, da das Bistro schon um 7 hätte schließen sollen. Wir machten uns also nochmal auf den Weg und radelten noch weitere 10km im Halbdunkeln. Wir fühlten uns mittlerweile mächtig durchgeschwitzt und so machten wir an einem Dorfbach noch einmal Halt und legten uns in die kalte Strömung. In neuer Frische erreichten wir schließlich einen kleinen See, an dem wir uns ganz gut verstecken konnten und verbrachten die gewittrige Nacht im Zelt. Die Aussicht auf eine flache Etappe nach Prag machte die Anstrengung dann auch schnell vergessen.