#Moldauradweg
Start
Kozlí
🇨🇿 Tschechien
Ziel
Čím
🇨🇿 Tschechien
Strecke
59,83
km

Am vorigen Tag hatten wir einen idealen Schlafspot gefunden. 5 überdachte Bänke, eine gemähte Wiese und ein Bach im anliegenden Wald waren ideal. Ich wachte an diesem Tag als erster auf. Das Zelt war nur mal wieder ausgerechnet so platziert, das kein Baum uns Schatten vor den frühen Sonnenstrahlen spenden würde. Meine 2 Zeltgemeinschaftmitbewohner hatten zwar auch sichtlich zu kämpfen und wälzten sich von der Sonnenseite weg, schienen aber weiterschlafen zu können. Ich schlich mich schon mal aus dem Zelt und platzierte ein Fahrrad als Schattenspender für die zwei bevor ich dann Kaffee aufsetzte. Schließlich gab es heute was zu feiern: Moritz macht als letzter nun auch das Viertel Jahrhundert voll!! Und so durfte Moritz mit Kaffee und zu meinen Klängen von Happy Birthday untermalt mit Gitarre und Vincents verschlafener Stimme aufwachen… es muss ein Traum gewesen sein :-D

Der abenteuerliche Tennisplatz

Wir frühstückten anschließend ausgiebig auf eines der tollen Bänke und machten uns dann auf. Wir kamen jedoch nicht weit. Keinen Kilometer später sahen wir einen Tennisplatz auf der linken Seite direkt neben einem Hotel/Restaurant artigem Komplex. Am Zaun war ein Schild angebracht, dessen Bedeutung wir uns dann zusammengereimt haben: 1 Stunde: 150 Kronen (6 Euro), wie gerufen für unser Geburtstagskind und Tennisspieler. Die freundliche Kellnerin meinte zwar zuerst, dies wäre den Hotelgästen vorbehalten aber nach kurzem Abklären durften wir dann doch auf den abenteuerlichen Tennisplatz. Diese Art von Belag hatten wir alle noch nirgends gesehen, es waren Kunsstoffklickelemente, auf denen der Ball sehr unterschiedlich sprang. Die Schläger waren ebenfalls abenteuerlich und so kamen tatsächlich Vincent und ich als Tennis-Amateure deutlich besser zurecht als Moritz, der sicher nur Creme de la Creme Schläger und Sandplatz gewohnt ist ;-) Nach ein paar Spielen hatte schließlich auch Moritz den Dreh raus und so waren wir immer chancenloser. Am Ende hieß es dann

Moritz - Jared: 6:2, 6:0

Jared - Vincent: 6:0, 6:1

Vincent - Moritz: 1:6, 1:6

Wir genehmigten uns anschließend noch Dampfnudeln im anliegenden Restaurant und radelten schließlich mal richtig los. Die Etappe hatte es auch ordentlich in sich. Die Hügeligkeit wurde im Vergleich zu den Vortagen nochmal gesteigert und so befanden wir uns auf ständigem Durchschalten zwischen 1. und 11. Gang (zumindest bei mir). Nach einer langen Abfahrt hinunter zur Moldau führte die Route uns auch schnurstracks wieder bergauf. Hierbei erspähte Vincent eine mögliche Abkürzung entlang eines Wanderwegs, um Höhenmeter zu sparen. Der Wanderweg sah auch anfangs noch vernünftig aus, wurde dann aber immer abenteuerlicher. Irgendwann mussten wir dann auch die Räder zu zweit durch schwierige Passagen manövrieren.

Zurück auf der Straße passierten wir einen weiteren Moldau-Staudamm. Es war mittlerweile recht spät und wir hatten auch nichts mehr zu essen. Wir schauten uns den Campingplatz am See dahinter an. Dort sah es so aus als hätte das Bistro noch geöffnet, jedoch schaute das Gastgeberpaar hier nur das Kroatien-Spanien Spiel in der Verlängerung. Nach dem die beiden kurz diskutierten, boten sie uns doch noch eine Pizza an. Wir wurden dann jedoch zeitig auch wieder rausgeworfen, da das Bistro schon um 7 hätte schließen sollen. Wir machten uns also nochmal auf den Weg und radelten noch weitere 10km im Halbdunkeln. Wir fühlten uns mittlerweile mächtig durchgeschwitzt und so machten wir an einem Dorfbach noch einmal Halt und legten uns in die kalte Strömung. In neuer Frische erreichten wir schließlich einen kleinen See, an dem wir uns ganz gut verstecken konnten und verbrachten die gewittrige Nacht im Zelt. Die Aussicht auf eine flache Etappe nach Prag machte die Anstrengung dann auch schnell vergessen.

von Jared Faißt
am 26.06.2021
Start
Česky Krumlov
🇨🇿 Tschechien
Ziel
Hroznějovice
🇨🇿 Tschechien
Strecke
58,77
km

Heute erwachten wir allesamt zwar gut erholt aber umzingelt von einem Haufen an Nacktschnecken, die sich an der Zeltplane ausgetobt haben über Nacht. Nach dem alles abgeschüttelt und verstaut war, rollten wir erst einmal ein paar Meter, um eine mögliche Frühstücklocation zu finden. Es fing schon an zu nieseln während wir in diesem Moment eine Bushaltestelle erspähten. Gestärkt ging es dann weiter; hoch und runter, zur Moldau und wieder weg, durch urige Eichenwälder und Fichtenplantagen, auf schönen Radwegen und Baustellensumpf bis wir schließlich Budweis erreichten.

Dort befindet sich ein Discgolfkurs, den wir unbedingt ausprobieren wollten. Leider hatten wir keine Disc mehr zur Hand, weshalb wir in der Stadt nach einem Laden suchten. Leider war jedoch das meiste geschlossen um die Mittagszeit und so ruhte die Hoffnung auf einem Verleih vor Ort. Der Kiosk im Park hatte jedoch nur klassische Freizeit Frisbees im Sortiment und so standen wir erstmal mit leeren Händen vor einem gigantischen Discgolfkurs. Der Kurs bestand tatsächlich aus 18 einzelnen Bahnen mit jeweils einem Korb (oft werden 9 Körbe jeweils 2 mal bespielt mit alternativen Routen). Die wenigen Spieler vor Ort konnten uns leider nicht weiterhelfen und so dachten wir nach. Wo befinden sich normalerweise die Discs, wenn nicht in Läden oder bei seinem Besitzer? Na klar, irgendwo in Gebüschen und Brenesselfeldern. Also versetzten Moritz und ich uns in die Perspektive einer solchen Disc und prüften das Gelände, wo es uns als Disc für mehrere Tage/Wochen gemütlich erscheinen würde.

Auf dem Weg zum Korb 18

Als wir den Korb bei Bahn 18 sahen, wurden wir fast schon ekstatisch. Der Korb befand sich auf einer Anhöhe und dahinter war ein riesiges Brenessel und Gestrüppfeld, da muss doch was sein! Moritz und ich brauchten wirklich nur 5 Minuten und wir waren ausgestattet mit einer Driver Disc und einem sehr understablen Midrange Driver, der etwas komisch flog, aber insgesamt sehr gut als Putter tauglich war.

Und so startete unsere Budweis Discgolf Competition. Die Räder wurden hierbei auch einmal quer durch den ganzen Park mitgeschoben (wie man der Route entnehmen kann). Die Bahnen waren erstklassig ausgeschildert und gepflegt. An Bahn 9 erwartete uns sogar eine große Herausforderung in Form eines Weihers, den es zu überqueren galt. Moritz meisterte diese Aufgabe mit Bravour. Wie man sieht im Video landet die Scheibe nur knapp 3m rechts des Korbes und so war ihm der Birdie geschenkt.

Wir schlenderten also weiter durch den Park bis wir schließlich bei Bahn 18 den krönenden Abschluss feiern wollten. Nach unseren ersten Driver Würfen ging es schließlich nahe an den berüchtigten Korb mit dem Brenesselabgrund dahinter. Man könnte vielleicht meinen, wir würden sicher jetzt mitdenken und bei unseren nächsten Würfen jemanden vorraus schicken, um den Landespot der Discs zu erspähen bevor sie wieder im Jenseits verschwinden würde. Jedoch dachte keines der 3 Hirne soweit und so versenkte ich meinen nächsten Wurf genau in jenem Brennesselfeld, wo wir die Discs auch gefunden haben. Nach einer knappen viertel Stunde Suche gaben wir auf. Immerhin war die Disc wieder in etwa dort, wo wir sie gefunden hatten, aber ärgerlich war es allemals, da die Scheibe uns sehr begeisterte. Wir konnten die Runde dennoch beenden und hatten folgende Scorecard mit Moritz als Gewinner!

Anschließend radelten wir an der etwas dreckigen Moldau weiter, kauften fürs Abendessen ein und machten es uns unter einem Apfelbaum neben einem Bolzplatz gemütlich.