Um Jared und Vincent mal wieder ein wenig Pause zu gönnen (seit Rom waren sie jeden Tag auf dem Rad) mieteten wir uns für drei Nächte bei den Hubers in Engelhartszell ein. Hier hatten wir ordentliche Betten, fließendes Wasser und, nicht ganz unwichtig, Schutz vor dem Wetter. Am ersten Abend nutzten wir die Zeit und die kleine Küche auch für eines unsere Lieblingsgerichte auf der Tour:
Rezept des Tages: Pilzrisotto
Zutaten:
- Pilze (z.B. Champions - in Italien gibt es oft auch sehr leckere Pilzmischungen)
- Wein
- Parmesan
- Risottoreis/Graupen (für hungrige Radler auch mal 150g pro Person)
- Pinienkerne (für den schmalen Geldbeutel auch gerne mal Sonnenblumenkerne)
- Lauch
- Gemüsebrühe, Knoblauch
Knoblauch und Lauch in ordentlich Olivenöl andünsten und nach kurzer Zeit Reis hinzugeben. Eventuell Öl nachgießen. Mit Wein ablöschen, bis alles ganz bedeckt ist und dann nach und nach Gemüsebrühe dazugeben.
In einer zweiten Pfanne nacheinander Pilze und Pinienkerne anbraten. Kurz bevor der Reis fertig ist, Pilze und Kerne dazugeben und mit Parmesan und Pfeffer abschmecken.
Guten Appetit!
Während Jared sich vor allem ausruhte und Vincent das zweihundert Meter entfernte Freibad nutzte, machte ich einen Tagesausflug nach Passau zum Werkzeugkauf. Zwei Tage zuvor war mir aufgefallen, dass ich im Falle eines Plattens am Hinterrad überhaupt keine Möglichkeit hätte dieses auszubauen... Ups!
Mit Werkzeug und neuer Kraft ging es am nächsten Tag einige Kilometer weiter die Donau entlang, bevor wir uns von ihr und ihrem angenehmen Höhenprofil verabschieden mussten. Zum Abschied zeigte sie sich noch einmal von ihrer besten Seite als wir die Schlögener Schlinge bewundern durften.
Um Jared noch ein wenig zu schonen übernahm ich seine hinteren Taschen und hatte deshalb beim folgenden Aufstieg erstmals ordentlich zu kämpfen.
Die Strecke an sich war dafür umso schöner und die ansprechende Landschaft wurde durch wohlklingende Ortschaftsnamen wie „Hühnergeschrei“ passend ergänzt.
Als wir unser Tagesziel Rohrbach erreichten, war das Heraufziehen eines ausgewachsenen Gewitters bereits absehbar. Am Rande der Ortschaft bekamen wir die Erlaubnis einer Anwohnerin, auf ihrem Grundstück zu zelten. Während wir noch die Isomatten aufpusteten kam deren Nachbarin Simone auf uns zu und sprach uns auf das Gewitter an. Sie schien sich ernste Sorgen über unser Fortleben zu machen und startete eine kurze Krisenbesprechung mit ihrer Familie darüber wie uns wohl zu helfen sei. Ihr Onkel, Franz Hötzendorfer, führte uns kurz entschlossen zu seinem Bauernhaus, wo wir einen großen Raum mit angrenzender Dusche und Toilette beziehen durften.
Frisch geduscht und in mehr oder weniger gesellschaftstauglicher Kleidung folgten wir dann der Einladung von Simone und ihrem Freund Lucas bei ihnen im Haus noch den einen oder anderen Schlummertrunk zu nehmen. So verbrachten wir den Abend mit den beiden und Simones Mutter am Tisch und ließen uns ein Glas Birnenmost nach dem anderen einschenken, während die Hagelkörner ans Fenster prasselten. Spätestens als wir noch das lokale Bier testen sollten spielten auch die anfänglichen Verständnisschwierigkeiten mit dem Mühlviertler Dialekt keine Rolle mehr.
Vom Birnenmost und Schläger Bier ins Koma versetzt schliefen wir recht lange, worüber sich unser Gastgeber sehr amüsierte. Während wir noch ein gemeinsames Foto machten, klärte er uns über seine Position als Vizebürgermeister von Rohrbach auf. Wir seien also offiziell jederzeit herzlich willkommen im Dorf.
Dank der medialen Reichweite, die dieses Amt wohl mit sich bringt wurden wir auf dem Dorfplatz prompt erkannt: „Seid ihr nicht die, die bei unserem Vizebürgermeister übernachtet haben und nach Moskau radeln wollen?“
Anscheinend waren die Verständnisschwierigkeiten doch größer als gedacht...
Am Morgen freuten wir uns besonders darüber, dass unsere Ferienwohnung von der Familie des lokalen Edekas geführt wurde, der auch direkt gegenüber lag. Ein Edeka mit Ferienwohnung, wo gibt‘s denn sowas?
Einen weiteren Endorphinschub erhielt Jared, als wir an der Kasse die Alnaturariegel fanden. Wir langten natürlich kräftig zu!
Wir rollten in Richtung Passau los, doch Jared merkte schnell, dass eine längere Etappe auch heute nicht möglich ist. Daher entschlossen wir uns, eine Ferienwohnung für zwei Nächte zu buchen, um uns allen etwas Erholung zu gönnen. Erstaunt stellten Jared und ich fest, dass wir nun seit dem Besichtigungstag in Rom jeden Tag durchgefahren sind.
Wir fanden eine kleine Ferienwohnung in Engelhartszell an der Donau bei Familie Huber.
Bevor wir uns auf den Weg dorthin machten, nutzten wir die Vorzüge einer Stadt wie Passau um einige Erledigungen zu machen. Wir ließen uns PCR- und schnell-testen, besorgten neue Kartuschen für unsere Kocher, Ersatzteile für die Fahrräder und suchten vergeblich nach einer neuen Frisbee.
Besonders beeindruckte uns der Zusammenfluss von Donau und Inn mit ihren unterschiedlichen Farben und Temperaturen. Der gelernte Kreisliga-AbräumerJared grätschte beim Versuch die Temperatur zu erfühlen mal eben „ohne Rücksicht auf Verluste“ mit den Stollen voraus in die Donau rein, was ihn dazu zwang den restlichen Tag in Flip-Flops zu fahren.
Wir rollten entlang der Donau in Richtung Österreich. Bei einer kleinen Badepause trafen wir unseren
MVP des Tages: unbekannt
Bei der Badestelle trafen wir einen freundlichen Mann, der sich gerade selbst zu einer kleinen Radtour aufmachen wollte. Wir kamen etwas ins Plaudern und erzählten von unserer Route. Nachdem wir uns eigentlich schon verabschiedet hatten, kam er noch einmal mit einigen Scheinen bewaffnet auf uns zu und drückte uns mal eben 100€ (50€ für die Spendenprojekte- 50€ für uns) in die Hand. Nachdem wir perplex mehrfach nachfragten, freuten wir uns natürlich riesig über diese Spende.
Nachdem wir unsere voll beladenen Räder über ein Wehr mit 90 Stufen geschleppt hatten, waren wir wieder zurück in Österreich und direkt an unserer kleinen Ferienwohnung bei der netten Familie Huber. Wir ließen den Abend mit Skat und EM ausklingen und freuten uns schon auf den morgigen freien Tag.