#Gardasee
von Vincent & Jared
am 12.06.2021
Start
Torbole
🇮🇹 Italien
Ziel
Rovereto
🇮🇹 Italien
Strecke
23,66
km

Heute mussten wir schweren Herzens Abschied von Katha nehmen. Es haben sich aber auf der Reise statt ‚Katha‘ eher Namen wie Katharino (gesprochen in englisch: Cater + Rhino) und Gravel-Girl durchgesetzt. Ihr zukünftiger Ehemann Moritz kam sie sogar abholen mit dem frisch ausgebauten Ford Combi, den die beiden nach ihrer anstehenden Hochzeit für exzessive Flittermonate nutzen werden. Zu viert verbrachten wir noch einen Abend am Gardasee, sowie einen Abend an einem auserkorenen Schlafspot hinter Rovereto. Den Luxus, der uns durch die eingebaute Kühltruhe sowie der fetten Solarstromversorgung am Auto geboten worden ist, konnten wir anschließend nur mit Neid bewundern. Bei uns heißt es nämlich: Wenn Käse mal gekauft wird muss der auch sofort weg.

Wassertemperatur m Süden noch angenehm warm, im Norden nur für Profis

Als wir Katha und Moritz dann endgültig ziehen lassen mussten empfanden wir das Fahren zu zweit anfangs als total merkwürdig. Die gewohnten 3-fachen Scheppergeräusche bei Schlaglöchern waren jetzt nur noch 2-fach und das Weitergeben des Schlaglochwarnsignals (kreisende Hand nach unten zeigend) als mittlerer Fahrer in der 3er Kolonne musste auch wieder austrainiert werden. Als wir schließlich zu zweit mal wieder in einem Café saßen und dieses mal kein Skat spielen konnten, zogen wir einmal Bilanz:

Erstens waren wir vielleicht sogar alle drei etwas überrascht, wie wenig soziale Reibung es in unsere Gruppe so gab. Wir kamen extrem gut für die gegebenen Verhältnisse miteinander aus und hatten unglaublich viel Spaß und schöne Momente zusammen. Auch, dass wir es geschafft haben, zu dritt in einem 2-3 Personen Zelt zu schlafen grenzt an ein Wunder. Eine Sache, die wir gerne gemacht haben, ist, Dinge abzuschätzen und schauen wer am nächsten dran liegt. Sei es die Höhenmeter am Tag, der Einkaufspreis im Supermarkt, oder die Zeit die es braucht bis wohl so ein Riegel verdaut ist. Diesbezüglich wollen wir hier noch die 3 krassesten Fehleinschätzungen preisgeben:

Platz 3: Vincent

Wir waren zu dem Zeitpunkt in Süditalien an der Küstenlinie unterwegs und erahnten am Horizont die nächste Landzunge, die sich ins Meer erstreckte. Vincent (wohl frisch genährt mit Power-Riegeln) gab uns zu wissen, dass wir in einer halben Stunde bereits da sein werden. Pustekuchen! 2 Stunden (reine Fahrzeit!) später waren wir dann überhaupt mal in der Nähe davon…

Platz 2: Jared

Es rollte sich an jenem Tag gemütlich an der Straße entlang und die Sonne brezelte mal ausnahmsweise nicht vom Himmel. Vielleicht lief es daher etwas zu entspannt, denn auf die Frage, wieviel Kilometer wir bis zu der ersten Pause gefahren sind, gab Jared eine 13km Schätzung ab, dabei waren es 31. Eventuell mangelt es da auch an der Sauerstoffversorgung im Hirn, wenn man jede Nacht so eine große Isomatte aufblasen muss…

Platz 1: Katha

Als Sieger dieses Wettbewerbs geht definitiv Katha hervor, die als Einschätzung, wieviele Skatpartien wir wohl bis dato gespielt hätten, eine schlappe 50 angab. Dabei waren es bereits 391 gespielte Partien. Vielleicht hat Katha da so manche ‚Kontra‘ Abfahrten schnell unter den Teppich im Kopf gekehrt…

Apropos Skat!

Hier gilt es, auch noch Bilanz zu ziehen. Insgesamt waren es wohl knapp unter 500 Partien, die gespielt worden sind und es wurde an jedem Tag wieder von neuem gezählt. Dennoch haben wir hier noch die Tageswertungen in einem All-time Score zusammen gezählt (siehe Grafik). Das absolute Highlightspiel im Zug nach Sapri hat Katha ausgeteilt. Dabei bemerkte sie nicht, dass sie sich nur 9 Karten und dem Skat 3 Karten gegeben hatte. Trotzdem reizte sie maßlos und bemerkte ihren Fauxpas erst als sie die drei(!) Luschen(!) im Skat aufnahm. Katha ging inklusive kontra krachend den Bach runter!

Man beachte die rasanten Abfahrten
Liebe Katha,

die letzten Wochen mit dir waren wirklich grandios. Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit verflogen ist und wie viel wir trotzdem zusammen erlebt haben. Nach ein paar Tagen in Italien haben wir es kaum für möglich gehalten, dass wir überhaupt bis in den Norden kommen und jetzt sind wir zusammen durch den ganzen Stiefel gedüst, unglaublich! Natürlich sind wir auch ein bisschen neidisch auf die schicke Karre und den stabilen Typen, mit dem du direkt ins nächste Abenteuer starten wirst (wir erwarten Fotos!).Wir müssen jetzt erst einmal zu zweit über die Alpen kommen, dabei werden wir dich schmerzlich vermissen!

Durusch, Durusch, 1,2,3!
Jared & Vincent

Liebe*r Leser*in,
Falls Sie am 18. Juni noch nichts vorhaben: Machen Sie sich einen schönen Tag! Es passiert absolut nichts wichtiges an diesem Tag und es gibt nichts zu verpassen, oder Katha?
Start
Pacengo
🇮🇹 Italien
Ziel
Torbole
🇮🇹 Italien
Strecke
58,81
km

Obwohl wir noch ein gutes Stück von der österreichischen Landesgrenze entfernt sind und die kulturelle Grenze recht schwammig verläuft in Südtirol konnte man doch beim Gardasee tatsächlich den krassesten Unterschied bemerken. Auf den Campingplätzen war schon kein ‚Bon Giorno, sprechen sie deutsch?‘ mehr zu hören, sondern direkt ein ‚Guten Morgen!‘ Auf den Straßen wimmelte es auch nur so von Münchener Kennzeichen und geschleckten Autos. Man merkt schnell, dass der Gardasee sich dem reichen Tourismus auch anpasst. Die schönen Naturstrände sind mittlerweile schon abgesperrt und Eintritt wird verlangt, in den Cafe‘s kommt der Cappucino auch nicht mehr unter 2.50 über die Theke und die Campingplätze sind hochgerüstet mit Tennisplätzen und Pools.

Ein sportliches Geschoss und ein Ferrari ;-)

Etwas überfordert mit der plötzlichen Veränderung der Landschaft und dem Tourismus suchten wir um die Mittagszeit mal wieder einen Platz zum Essen kochen. Entlang der Seepromenade und hinter ein paar sehr edlen Restaurants fanden wir schließlich eine Bank mit etwas grünem Fleck und Zugang zum See. Dort gab es dann….

Rezept des Tages: Spätzle Criminale con Pilz-Sahne Soße e Röstzwiebeln graso

Zutaten:

  • 500g Spätzle die übrig waren vom Vortag als man dachte man braucht für Kässpätzle bei Kohldampf sicher 1kg Spätzle…
  • 1 Zwiebel
  • 1 Pack Sahne
  • 1 Packung Pilze

Zubereitung:

Die Pilze im anliegenden See waschen und die dreckigen Stiele der Pilze den Enten überlassen (scheint denen zu schmecken). Die Spätzle im sprudelnden Wasser kochen lassen und währendher die Zwiebeln andünsten. Für die richtige Würze auch gerne mal den Henkel der Pfanne nicht einrasten lassen und beim ersten Schwenkversuch die verteilten Zwiebelstücke im Gras etwas ziehen lassen. Anschließend die Zwiebeln zurück manövrieren in die nun korrekt eingestellte Pfanne und weiterbruzeln lassen. Anschließend Pilze hinzugeben und mit Sahne schließlich ablöschen. Spätzle abgießen und mit der Soße vermengen. Für die entspannte Atmosphäre ist gesorgt durch den spießigen Restaurant Besitzer 100m weiter, den der Zwiebel-Fauxpas sogar dazu bewegt hat, die Polizei zu rufen. Bis die jedoch eintraf, war alles aufgeräumt und aufgegessen und nichts zu beanstanden.

Einen guten Appetit!

von Katharina Eberle
am 10.06.2021
Start
San Benedetto
🇮🇹 Italien
Ziel
Pacengo
🇮🇹 Italien
Strecke
78,23
km

Am nächsten Morgen erwartete uns eine böse Überraschung: Eine Zeltstange war an einer Stelle gebrochen. Vincent recherchierte gleich, ob es für unser nicht ganz billiges Zelt Ersatzteile gibt. Leider war das nicht so einfach herauszufinden, aber wie der Zufall es wollte, befand sich auf unserer heutigen Strecke ein Salewa Outlet Store (Unser Zelt ist von Salewa). Dieser wurde zugleich angesteuert. Er befand sich in einem edlen Openair Einkaufszentrum, wo sogar die Parkbänke gepolstert waren, die neben einem spießigen Springbrunnen standen. Gerade wollte ich mich auf eine dieser einladenden Sitzgelegenheiten niederlassen, schon kam eine Sicherheitskraft und zitierte uns mit den Fahrrädern vor die Tore des Einkaufsparadieses. Zeltstangen gab es auch nicht. Auf ganzer Linie ein Flop. Ein Telefonat mit dem Salewa Kundenservice stellte uns zum Glück in Aussicht, dass wir eventuell in Bozen eine Ersatzstange bekommen könnten. Hoffentlich klappt das.

Lustigerweise kreuzten wir auf dem Weg zu dieser Mall noch einen für unseren Geschmack leblosen und eher siffigen Kanal. Jedoch saßen dort dutzende Angler, die mit etwa 20m Ruten irgendwie das Wasser pflügten. Es sah aus wie ein Wettbewerb. Wir schauten ein paar Minuten zu aber einen Fisch haben wir nicht gesehen.

Die Fahrradroute, die wir insgesamt bis dato gefahren sind, haben wir mehr oder weniger deshalb so gewählt, weil sie Teil des Europaradnetzes ist. Genauer ist die Strecke der südliche Teil des Eurovelo 7, der von Sizilien zum Nordkap führt. In der Planung habe ich mich noch dafür ausgesprochen, dass wir bestimmt keine Navigation brauchen, weil es auf einem Europaradweg ja sicherlich genug Schilder geben wird. Und im Zweifel kann man ja eine Karte mitnehmen. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich überstimmt wurde. Denn auf über 1000 km Strecke haben wir kein einziges Schild gesehen, was andeutet, dass wir uns auf dem Eurovelo 7 befinden. Wir haben zwischendurch schon überlegt, ob wir selbst mal Schilder aufstellen sollen. Doch nun endlich kam die Bestätigung, dass wir uns nicht verfahren hatten (siehe Bild).

Die ersten Schilder, die uns den Weg weisen und beschriftet sind mit „Eurovelo 7“. Kurz waren wir verwundert, weil wir uns an diesem Tag wohl auch mal auf dem Eurovelo 8 befanden, der hier den Eurovelo 7 kreuzt. So fuhren wir nun den Fahrradschildern hinterher. Dieser neu gewonnen Luxus hatte auch seine Schattenseiten. Denn Fahrradweg ist nicht gleich Fahrradweg. Teilweise lobten wir den Fahrradweg in den Himmel und eine Minute später verwandelte sich der perfekt geteerte Weg in eine Schotterpiste. Na toll. Ich durfte mir nicht anmerken lassen, dass mich der Kiesweg nervt. Denn schließlich hatte ich als einzige in unserer Gruppe ein Gravelbike und „Gravel“ heißt „Schotter“. Also eigentlich ein Heimspiel für mein Fahrrad. Wir stellten die Parallele von Gravelbikes zu SUVs her: Eigentlich ausgelegt fürs Gelände. Wegen Style gekauft. Nur auf der Teerstraße verwendet.

Vincent ließ es sich umso mehr anmerken, dass ihn die Strecke gerade nervt und so beschlossen wir, nicht blind den Fahrradschildern hinterherzufahren. Es war also eine ständige Vertrauensfrage: trauen wir eher den Schildern oder Komoot (unserem Navigationssystem)? Denn auch Komoot macht machmal ganz seltsame Dinge, was Jared meist mit „Die Kommode ist schon wieder besoffen“ kommentiert. So fuhren wir manchmal den Fahrradweg entlang und manchmal die Straße.

Abends buchten wir uns für eine Nacht auf einem Campingplatz am Gardasee ein. Hier ist es nur sehr schwer möglich, einen schönen Platz zum schlafen außerhalb eines Campingplatzes zu finden, da die Touristendichte sehr hoch ist. So konnten wir einen schönen Abend am See genießen, schwimmen und einen Aperol Spritz in der Strandbar schlürfen.