#Neapel
von Katharina Eberle
am 28.05.2021
Start
Sorrent
🇮🇹 Italien
Ziel
Cuma
🇮🇹 Italien
Strecke
78,63
km

Die Strecke hinter Sorrent war gar nicht nach unserem Geschmack und Neapel, wo wir vorbeifuhren, auch nicht. Überall lag Müll herum und der Verkehr war laut. Die Straße bestand zu einem großen Teil aus Kopfsteinpflaster, was auf Dauer super nervig ist. Und sogar unsere Barpause war nicht entspannt, sondern hat uns weitere Nerven gekostet. In einem Café namens „Antistress Bar“ bestellte Vincent wie immer „3 Cappuccini“. Als ich vor dem Eintreffen der Kaffees auf die Toilette ging, fragte mich die Frau hinter der dem Tresen, ob ich „Cappuccino grande“ möchte. Ich war zwar ein wenig verwundert, weil was soll in Italien denn bitte „Cappuccino grande“ sein, aber dachte, dass Vincent das sicher bestellt hat und bejahte ihre Frage also (Alles natürlich auf halb Englisch, halb Italienisch, was die Kommunikation eh immer schwierig macht). An unseren Tisch wurde schließlich ein Longdrink-ähnliches Gefäß gebracht mit sehr viel Milch darin und wohl einem einfachen Espresso. Die Bedienung brachte noch eine Untertasse hinterher, die verdächtig danach aussah, als wäre sie die Untertasse von einer stinknormalen Cappuccinotasse. Es war viel zu viel und schmeckte nicht besonders gut. Als ich zahlen ging, standen in der Bar plötzlich ungefähr 6 weitere männliche Bedienstete, die davor noch nicht da waren und pro Cappuccino wurden 5€ verlangt. Normalerweise kostet der Spaß für 1 Tasse 1,50€. Auch Vincents Nachfrage nach einer Preisliste, die sie „wegen Corona“ nicht hatten, half uns nicht weiter. Sehr wütend darüber, dass wir reingelegt wurden, fuhren wir weiter und konnten das Radfahren erstmal nicht genießen. Das war nicht so schlimm, weil Neapel sowieso hässlich ist. Nach ca einer halben Stunde hielten wir dann trotzdem an und legten eine kleine Boxpause ein mit Vincents Fahrradtasche als Boxsack, um unsere Wut hinter uns zu lassen. Das war zwar nur halb professionell (fast hätte es eine Verletzung gegeben dabei), half aber.

Katha lässt ihrem Frust freien Lauf

Abends hatten wir Glück, denn auf dem Weg zum Strand befanden wir uns plötzlich mitten auf einem Reiterhof. Eine Frau und ihr Sohn erlaubten uns, im direkt angrenzenden Wald zu schlafen. Morgens war Jared schon früh wach, weil er von einem seltsamen Geräusch geweckt wurde, welches sich regelmäßig wiederholte. Als er beschloss, aufzustehen und sich die Sache näher anzuschauen, erkannte er, dass das Geräusch von Pferderennwägen kam, die à la Asterix und Obelix durch den Wald düsten. Doch zum Glück schien es niemanden zu wundern, dass wir im Wald geschlafen hatten. Wahrscheinlich ist der gesamte Reiterhof schon vorgewarnt worden. Wir hingegen waren schon etwas verwundert über die vielen Rennfahrer im Wald. Den Tag über fuhren wir zur Abwechslung mal Fahrrad. Die Landstriche, die wir dabei kreuzten waren vor allem von Armut und Müll geprägt. Trotzdem fanden wir auch mal einen schönen Strand für eine Pause.

MVP des Tages: Unbekannt

Um 17.00 beschlossen wir, dass wir mit unserer sportlichen Leistung für den Tag zufrieden waren und verbrachten den Abend in einer Bar mit zuerst Kaffee, dann Bier. Wir freuten uns unglaublich darüber, dass die Barbesitzerin nach einiger Zeit an unseren Tisch kam und uns mitteilte, dass ein uns unbekannter Mann ungefragt unsere Rechnung übernommen hat. Sie richtete uns von ihm ein „Welcome to Italy“ aus und der MVP des Tages winkte noch kurz vor dem Losfahren aus dem Autofenster. Lustigerweise betrug die Rechnung dank den „Birre GRANDE“, die Jared uns bestellt hatte, genau 14,70€, was ungefähr dem Betrag entsprach, den wir am Tag vorher im Antistress-Café „verloren“ hatten. Die Freude war vor allem so groß, weil wir mitterweile aufgrund dieser blöden Maschen in den Bars und Cafes dazu tendierten, immer überversichtig nachzufragen, was wieviel kostet und ob es überhaupt eine Preisliste gibt ohne dass wir einfach mal entspannt Cappuccino schlürfen konnten... Nun war das zum Glück wieder vergessen und Italien war wieder zum Genießen.

Auch der Schlafplatz in einer einsamen Bucht war hervorragend. Als es dunkel war, waren sogar viele Glühwürmchen zu sehen. Die Bucht blieb leider nicht die ganze Nacht einsam, denn um ca. 1 Uhr nachts kamen Angler, die tatsächlich angeln wollten und selbst zu dieser späten Stunde noch angeregt ein Schwätzchen hielten. Sie blieben die ganze Nacht und gingen morgens wieder nach Hause, als wir unser Zelt zusammenpackten. Wirklich sehr seltsam.. Vielleicht gibt es Nachts größere Fische zu fangen. Das meinte zumindest Jared.

Unsere Schlafbucht